Der Heidelberger ERHC 1988 e.V., besser bekannt als Torpedo Ladenburg, ist Deutschlands erfolgreichster Verein im Bereich Elektro-Rollstuhlsport. Acht deutsche Meistertitel und über 20 nationale und internationale Turniersiege in der Sportart Powerchair Hockey zieren den Briefkopf der Kurpfälzer.
In 2022 konnten die Blauschwarzen, wie sie aufgrund ihrer Vereinsfarben genannt werden, innerhalb weniger Monate ein neues Nachwuchsteam aufbauen. Kinder zwischen 9 und 15 Jahren bilden dabei den Kern des Teams.
„Dies ist nicht selbstverständlich“, sagt Jörg Diehl, Trainer des Nachwuchsteams. „Früher konnte man einfach in Schulen für körperbehinderte Menschen gehen und dort nach Interessierten suchen, doch im inklusiven Schulsystem heutzutage gehen diese meist unter. Die Kinder haben oft gar keine Gelegenheit am Sportunterricht teilzunehmen und werden so ausgegrenzt. Wenn nicht engagierte Eltern dahinterher sind ihren Kindern eine solche Teilhabe zu ermöglichen, werden sie nie eine Chance auf die aktive Ausübung einer Sportart haben. Die Erfahrung sich mit anderen auf Augenhöhe in einem sportlichen Wettbewerb messen zu können ist für die persönliche Entwicklung dieser Kinder besonders wichtig, da sie diese Erfahrung mit nicht-behinderten Kindern in der Regel aufgrund der körperlichen Defizite nicht bekommen. Es stärkt ihr Selbstwertgefühl und verbessert nebenher noch ihre Fähigkeiten, wie z.B. die Hand-Augen-Koordination oder das periphere Sehen. Aber alleine die Eltern bzw. Kinder unserer Zielgruppe zu erreichen ist sehr schwierig. Corona und die strengen Datenschutzgesetze erschweren die Arbeit zusätzlich.“
Umso stolzer ist man im ganzen Verein auf das neue Team. Mit dabei sind auch die beiden Mädels Nia Robies (9) und Linda Kirsch (14), die aufgrund ihren neuromuskulären Behinderungen seit frühster Kindheit auf einen Elektro-Rollstuhl angewiesen sind. Ihre sportliche Entwicklung innerhalb der letzten Monate ist dabei absolut beeindruckend. „Als die beiden im April zum ersten Mal im Training bei uns waren konnte man ihr Talent sofort erkennen, aber wie sie nur ein paar Monate später sich auf dem Spielfeld behaupten ist beeindruckend“, so der 1. Vorsitzende Paul Emmering. Mitte Dezember darf das Nachwuchsteam erstmals beim Newcomer Cup in Köln gegen andere Nachwuchsspieler aus ganz Deutschland antreten.
Um diesen Kindern eine solch tolle Erfahrung zu ermöglichen ist neben dem wöchentlichen Training auch sonst viel Arbeit im Verein nötig. Die Fahrten zu Turnieren sind schon eine logistische Herausforderung, denn es Bedarf einiges an Organisation. So muss ein bezahlbares Hotel mit ausreichend barrierefreien Zimmern gefunden und die sperrigen Rollstühle müssen mit Spezialbussen transportiert werden.
Hinzu kommt ein weiteres Problem. Durch die rasant steigende Anzahl an neuen Spielern kann der Verein aktuell nicht jedem Spieler immer einen Sportrollstuhl zur Verfügung stellen. Das Spielen mit den Alltagsrollstühlen wird zumeist von den Krankenkassen untersagt, da diese mögliche Reparaturkosten fürchten, aber einen Sportrollstuhl möchten sie auch nicht finanzieren. So bleibt es den Vereinen selbst überlassen, wie sie die bis zu 25.000 Euro teuren Sportgeräte anschaffen. „Aufgrund der Corona Pandemie haben uns die wenigen dauerhaften Geldgeber leider verlassen. Umso dankbarer sind wir für die tolle Unterstützung, die wir durch den Himmelsleiterlauf 2022 des Heart Racer Teams, erfahren werden. Die Einnahmen kommen zu 100% unseren Kids zu Gute. Für einen neuen Sportrollstuhl wird es nicht ganz reichen, aber ein erheblicher Teil ist damit finanziert“, freut sich Paul Emmering.